Wünsche wagen

-einige Gedanken zu unserem Jubiläums-Chorstück für den „Kronenchor“

 

 

Es scheint mir manchmal, als wäre das Wünschen heute einerseits enorm einfach -für jeden Anlass gibt es die passende web-Seite- andererseits aber so fern liegend wie jene märchenhaften Zeiten, „als das Wünschen noch geholfen hat“.  Am ehesten ist es vielleicht noch den Kindern eigen, aber zunehmend verschwinden doch unsere ureigensten Wünsche hinter den uns ständig eingeredeten, aufgezwungenen,... Und doch denke ich, da ist ein Unterschied. Die wirklichen Wünsche geben unserem Leben einen neuen Schub, machen es neu und spannend; sie bedrohen eingeschliffenes. Sie sind nicht immer ungefährlich und ihr Zulassen bedarf oft des „Wagens“.  

 

Allerdings: lässt uns unser Alltag überhaupt die Möglichkeit, über unsere Wünsche nachzudenken? Gestehen wir uns unsere Wünsche ein? Nach 20 Jahren: sind nun alle Wünsche erfüllt? Möchte man nicht ausbrechen? Kapituliert man nicht angesichts des Fest-Gefügt-Seins im Alltag? Wagt man es, die Wünsche wenigstens zuzulassen, wenn man sie schon nicht verwirklichen kann?

 

Ich glaube, solche Fragen verbergen sich in dem schönen Text von Daniela Danz; und ihre Antwort: „mag dies Wagen uns noch jahrlang tragen“  weist sehr schön auf die Kraft hin, die wir durch unsere Wünsche gewinnen. Also wünschen wir uns was, und das jeden Tag, und jeden Tag mehr; es ist auch sehr preiswert.

 

Für mich war es ein großes Glück, dieses Stück schreiben zu können; Erfüllung gleich mehrerer Wünsche. Mit Daniela Danz, Marie-Louise Schneider, Michael Metzler und den Sängerinnen und Sängern des „Kronenchores“  habe ich wundervolle Menschen kennen gelernt; die geistige Auseinandersetzung mit den geheimnisvollen Worten Danielas hat mich zum Nachdenken über eigene Wünschen und eigenen Mut geführt. Einiges Neuland gab auch die musikalische Umsetzung her.

 

Lieber „Kronenchor“!  Im Mai habe ich euch beim Probenwochenende in Kladow kennen gelernt. Es hat pausenlos geregnet und in der Wannseefähre tropfte es von der Decke. Ich habe dieses kurze Treffen in wunderbarer Erinnerung und wünsche euch (und mir...) noch viel mehr solcher Begegnungen. 

 

Herzlichst John Rausek.  

 

zum Gedicht von Daniela Danz